Martin Bender, schulpolitischer Sprecher der BfS-Ratsfraktion im Schulausschuß, kommt zu folgenden Überlegungen: 1. Pädagogische Gesichtspunkte Das deutsche Gesamtschulsystem wird immer wieder mit dem finnischen verglichen bzw. das Finnische wird als optimale Lösung gepriesen. In Regionen, wo es nicht möglich ist, jede einzelne Schulform vorzuhalten, macht eine Gesamtschule sicherlich Sinn, in Ballungszentren ist diese Schulform jedoch überflüssig. Durch den sog. Drittelmix (je 1/3 Haupt-, Realschüler und Gymnasiasten)ist es auch zu erklären, daß die schwächeren die stärkeren Schüler in der schulischen Entwicklung bremsen. Tatsache ist auch, daß der Schulabschluß der Gesamtschule von den Personalverantwortlichen in der Wirtschaft sehr kritisch gesehen wird. Ein Gesamtschulabitur genießt nicht den gleichen Stellenwert. Warum sollen wir also eine Schulform weiter fördern, die die jungen Menschen nicht optimal auf das berufliche Leben vorbereitet. 2. finanzielle Überlegungen Die Finanzmittel reichen schon jetzt nicht aus, den Sanierungsstau abzubauen bzw. dringend notwendige Erweiterungen vorzunehmen. Der Neubau einer 4. Gesamtschule blockiert auf Jahre die für schulische Zwecke vorhandene Schulpauschale. Immerhin soll diese Schulpauschale für alle Schulformen auskömmlich sein. Wir brauchen dringend den Neubau einer Sporthalle an der Wilhelm-Hartschen-Schule, dies sind die Ärmsten unter den Armen, müssen sie immer noch in einem umgebauten Werkraum verbleiben. Bereits heute binden die vorhandenen Gesamtschulen einen Großteil unserer Finanzmittel. Haupt-, Realschulen und Gymnasien -also die Regelschulen- werden durch den Bau einer 4. Gesamtschule ein enges finanzielles Korsett erhalten. 3. Elternwille Der Elternwille scheint auf den ersten Blick eindeutig zu sein, nämlich pro Gesamtschule. Den Eltern ist es ja nicht zu verdenken, wenn sie sagen: "mein Kind soll es mal besser haben". Daraus ergibt sich wiederum ein Tendenz hin zu einem höherem Schulabschluß. Den vermeintlich "leichte Weg" dorthin sehen die Eltern zum Teil mit dem Besuch der Gesamtschule verwirklicht. Außerdem sind in der Regel Gesamtschulen sowohl materiell alsauch personell besser ausgestattet als die übrigen Schulformen. Warum ist das wohl so? Nicht zuletzt der Ganztagsbetrieb spricht aus Elternsicht für die Gesamtschule. An unseren Regelschulen bis heute noch immer nicht möglich. Wir alle sollten bedenken, daß der Erziehungsauftrag unverändert in den Händen der Eltern liegt und auch bleiben sollte. Das heißt nicht, daß es auch ein Angebot für Eltern geben muß, die beide berufstätig sind. Ich meine: Nicht jedem das Gleiche, sondern jedem das Seine!